MUTausbruch 2 – Die Show muss weitergehen

Improtheater-Workshop in Fulda vom 3.-5. März 2023

Am Freitag, den 3. März 2023 haben sich 9 TeilnehmerInnen aus ganz Deutschland aufgemacht ins kleine Städtchen Fulda, um am Improtheater-Workshop von Frederick und Franziska teilzunehmen. Manch eine(r) war schon beim ersten “MUTausbruch” vor anderthalb Jahren in Wiesbaden dabei, manche waren für “MUTausbruch 2” neu in der Runde. Unser Wochenende stand unter dem Motto Emotionen.

Angekommen in der Jugendherberge ging es am Abend los mit einer Vorstellungsrunde. Jeder zog ein zufälliges Gefühl und sollte sich mit diesem namentlich vorstellen und die Erwartungen für das Wochenende ausdrücken. Hier kam es schon zu den ersten lustigen Momenten, wenn jemand z.B. tieftraurig davon erzählte, wie sehr er sich auf die zwei bevorstehenden Tage freute.
Beim Improtheater sind neben einer Bereitschaft zu skurrilen Situationen schnelle Reaktionen gefragt. Um Letztere gleich zu Beginn anzuregen, gab es einige vorbereitende Spiele, wie zum Beispiel den Namen-Klatsch-Kreis. Wir standen in einem Kreis und einer fing an, einem anderen Teilnehmer in die Augen zu schauen, dessen Namen zu sagen und zu klatschen. Nun war er selbst an der Reihe, suchte sich einen weiteren Teilnehmer und klatschte dessen Namen mit Blickkontakt. Das Spiel war eine gute Übung für die Reaktionen, zum Namen-Lernen und um offen für seine Mitmenschen zu sein. Diese Offenheit füreinander wurde auch bei einem weiteren Spiel geschult – der Raumlauf mit Wurfsäckchen. Der Raumlauf ist ein gern genutztes Werkzeug bei solch kleinen Aufwärmspielen. Es geht darum, kreuz und quer durch den Raum zu gehen, ohne in den typischen Kreislauf außen an der Wand entlang zu geraten. Alle liefen also durcheinander und wir warfen uns anpassender Stelle – nach zuvor aufgenommenen Blickkontakt – das Wurfsäckchen zu. Erst war ein Säckchen im Umlauf und mit der Zeit kamen peu à peu drei weitere hinzu. Mit all diesen Säckchen im Umlauf liefen wir alle aufmerksam und einander zugewandt durch den Raum, um nicht die Möglichkeit des Fangens zu verpassen.

Der nächste Morgen startete mit einem leckeren Frühstücksbuffet, gefolgt von ein paar Aufwärmspielen. Darunter „Monster und Prinzessin“, bei dem wir in Windeseile zwischen der Rolle der verängstigten Königstochter, dem sie jagenden grausigen Untier und einer schützenden Hecke wechselten und so nicht nur körperlich in Schwung gebracht wurden. Ebenso „3 Dinge“, bei dem wir uns spontan drei Dinge einfallen lassen mussten, ohne dabei auf Sinn und Logik achten zu dürfen. Und „Hast du meine Katze gesehen?“ welche von den “Besitzern” schnelle Reaktionen bei der Suche durch den Kreis verlangten. Wie bereits erwähnt, stand das Wochenende ganz unter dem Motto Emotionen. Aufgewärmt durch die Spiele trugen wir die Basisemotionen zusammen, die jeder Mensch in sich trägt und mehr oder weniger tagtäglich ausdrückt: Freude, Wut, Trauer, Angst, Ekel, Verachtung und Überraschung. Jeder überlegte sich weitere Emotionen, bzw. Gefühle, die alle differenzierter waren als die Basisemotionen und es kamen eine ganze Menge zusammen. Wir waren also die perfekt emotionale Crew für die bevorstehenden Aktionen. Folgend gab es Spiele, die uns schulten, unsere Emotionen besser wahrzunehmen und in ihrer Intensität beeinflussen zu können. Zuerst wurde uns Teilnehmenden eine bestimmte Emotion in ein bestimmtes Körperteil gegeben, die wir dann im Gang durch den Raum ausleben konnten, zum Beispiel liefen wir so mit schüchternen Füßen herum. Dabei wurde vorgegeben, dass sich die Intensität der empfundenen Gefühle auf einer Skala bewegt: Stufe 1 ist die schwächste Form, diese Emotion mit Gestik und Mimik auszudrücken und Stufe 10 die stärkste Form. Darauf folgt eine etwas freiere Übung, bei der wir mit einer selbst ausgesuchten Emotion in den Raumlauf gingen und Franziska oder Frederick klatschten, um unsere Aufmerksamkeit zu bekommen und anschließend unsere Emotion abzuschwächen oder zu verstärken – und dies mit genauer Position auf der Emotions-Intensitäts-Skala. Es stellte sich heraus, dass das Verändern der Emotions-Stärke in beiden Übungen gar nicht so einfach war. Denn es war davon abhängig, in welcher Stärke wir die Emotionen begonnen hatten, ob davon ausgehend eine Steigerung oder Abschwächung überhaupt noch möglich war, und wie genau sich etwa eine Stufe 7 der Emotions-Intensitäts-Skala äußert.

Es folgten Szenen, die wiederholt gespielt wurden, jedoch jedes Mal mit anderen Emotionen der SpielpartnerInnen. Nach dem Mittagessen ging es zum Aufwärmen unter anderem weiter mit dem Raumlauf verbunden mit einer gemeinsamen Aktion. Hierbei ging es wieder darum, dass wir aufeinander achtgaben. Zu Beginn reichte es, dass alle gleichzeitig stehen blieben, wenn jemand es tat. Ohne Absprache natürlich. Zweite Schwierigkeitsstufe: Wenn eine Person im Begriff war zu klatschen, so klatschen wir alle. Höchste Konzentration für die anspruchsvollste Aufgabe: Wenn jemand in die Luft sprang, sollten die anderen dies auch. Man könnte sagen, das Ziel dieses Spiels wurde erreicht, wenn von außen nicht sichtbar war, wer den Impuls gegeben hat. Zu Beginn war der Impulsgeber noch deutlich zu bemerken. Doch nach einigen Malen gelang es uns immer besser, synchron stehen zu bleiben, zu klatschen und auch das Springen haben wir fast gemeistert. In der Luft lag regelrecht eine Spannung, während jeder den anderen im Blick hatte. Jedoch, im Gegensatz zum kurzweiligen, aber spannenden Spiel “Blinzelmörder” gab es kein Misstrauen, keine Missgunst, sondern Koordination, Signale, die nur durch Wiederholung abgestimmt wurden, und der laute Knall unseres einstimmigen Klatschers.
Es folgten weitere kleine Szenen und Spiele bis zum Abendessen, wie z.B. „Freeze Tag“ und „Genre Replay“. Bei Letzterem wurden Situationen in sehr unterschiedlichen Genres, und daher mit sehr unterschiedlichen Emotionen, wiederholt gespielt.

Zu Abend gegessen haben wir bei einem leckeren Mexikaner in der Altstadt. Ein Teil unserer Gruppe machte anschließend noch die ein oder andere Bar unsicher und schwang zu guter Letzt das Tanzbein bis spät in die Nacht. Am Sonntagmorgen saßen wir trotzdem alle fit und munter beim Frühstück zusammen und es ging in die letzte Runde Impro für das Wochenende. Wie bereits an den vorhergehenden Tagen auch fingen wir erstmal mit ein paar Aufwärmspielen an, auf welche schon die ersten Szenen folgten.
Im Szenenspiel „Talkshow: Wie Erzieher Kindern schaden“ gab es die Moderatorin und einen Gast, der wiederum von drei TeilnehmerInnen gespielt wurde. Alle drei nahmen verschiedene Standpunkte mit ihren Hintergründen ein (z.B. durch die Perspektive von Hänsel und Gretel). Heraus kam eine sehr lustige Talkshow mit fragwürdigen Erziehungsmethoden.
Ähnlich aufgebaut haben wir noch andere Szenen gespielt bzw. als Zuschauer bewundern und beklatschen dürfen. Dabei hatte immer eine Rolle drei sehr unterschiedlich gestimmte Spieler hinter sich und ein Gegenüber, der das wankelmütige Gemüt seines Gegenübers navigieren musste. Denn, so viel ist klar, unterschiedliche Perspektiven gehen immer auch mit sehr diversen Emotionen einher. Ein Mitspieler hatte beispielsweise einen sehr emotional turbulenten Date-Partner mit sehr rasch wechselnden Lebenszielen vor sich.
Nach einer Highlight-Runde, in der nach Wünschen der Mitspieler noch einmal die beliebtesten Spiele durchgeführt wurden, wurde jeder von uns als Star gefeiert, bejubelt und beklatscht.

Dann war es so weit und wir mussten nach einem letzten gemeinsamen Mittagessen voneinander Abschied nehmen. Zusammenfassend war es ein wirklich schönes Wochenende mit tollen Leuten, einem gut geplanten Workshop und ganz viel Spontanität. Gerne wieder zu “MUTausbruch 3”!

von Julia und Alina

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